Wegoberflächen: Pflästerungen, Schotter, Fels und Lockermaterial
Der Umgang mit historischen Wegoberflächen wird in der technischen Vollzugshilfe „Erhaltung historischer Verkehrswege“ [PDF 8 MB] auf den Seiten 51 bis 61 behandelt.
Inhaltsübersicht
- Erhaltung von Pflästerungen
- Erhaltung von Schotterungen
- Erhaltung von Wegen im Fels
- Erhaltung von Lockermaterialoberflächen
1. Erhaltung von Pflästerungen
Grundsätze der Erhaltung von Pflästerungen
Das Vorgehen zur Erhaltung von historischen Pflästerungen kann gemäss technischer Vollzugshilfe, Seite 60 f., wie folgt zusammengefasst werden:
Während der Auftauperioden im Frühjahr unterliegen die Pflästerungen Hebungen und Senkungen, was unter anderem ihre Tragfähigkeit herabsetzt und die Erosionsgefahr erhöht. Die Tragschichten unterhalb der Pflästerung müssen verformungsstabil und je nach erwünschter Tragfähigkeit (Druckfestigkeit) und zu erwartender Frostgefahr über 0.5 Meter dick sein.
Die wichtigste Unterhaltsmassnahme besteht darin, ausgewaschene Fugen wieder zu füllen. Als Füllmaterial eignet sich gebrochener, möglichst ungewaschener oder mit tonigem Material versetzter Sand oder Splitt, der vorzugsweise bei nassem Wetter auf der Oberfläche verteilt und vom Regen in die Fugen eingeschwemmt wird. Die Pflästerung wird vollflächig nachverdichtet (vibriert) und noch einmal vollfugig eingeschwemmt. Einige Zeit später (z. B. im darauf folgenden Frühling) ist nachzuschlämmen. So gebaut, benötigen Pflästerungen wenig Unterhalt. Folgendes ist zu beachten:
- Beschädigte, verschobene oder fehlende Steine sind rasch zu ersetzen. Anzustreben ist bei Ersatzsteinen eine Gleichheit von Material und Machart (i. d. R. von Hand gespaltene – nicht gesägte – Natursteine); ortsfremde Steine, wie z. B. ausländische Porphyre, sollen dagegen nicht zum Einsatz kommen.
- Entwässerungsvorrichtungen müssen einwandfrei funktionieren und die Pflästerungsdecken ein Gefälle von mindestens 2.5% aufweisen.
- Pflästerungen auf steilen Wegen sollten über intakte, gut verankerte Rückhaltevorrichtungen verfügen.
- Nahe am Weg wachsende Busch- und Baumvegetation soll entfernt werden, um Destabilisierungen durch das Wurzelwerk zu verhindern.
- Die Reinigung einer Pflästerung mit Putzmaschinen ist i. d. R. zu unterlassen, um ein Absaugen der Fugenfüllung zu vermeiden.
Fehler in bestehenden Pflästerungen führen zur Ansicht, bestimmte Pflästerungen seien instabil und müssten verfugt werden. Gemörtelte Fugen reissen durch Temperaturschwankungen jedoch immer auf, selbst wenn sie mit Epoxidharz oder Zweikomponentenmörtel ausgeführt werden, was schliesslich zu Frostschäden führt. Gegen Zweikomponentenmörtel spricht weiter auch ihr Preis.
Verfugt werden können befahrene Wasserrinnen oder sehr steile, kleine Randflächen (z. B. überdeckte Hauseingänge). Ungebundene Pflästerungen sind indessen fast überall anwendbar. Wenn sie fachgerecht gebaut werden, übertreffen sie die gebundenen bezüglich Kosten, Stabilität und Dauerhaftigkeit in jeder Anwendung.
Weiterführende Literatur zu Pflästerungen
- KANTONALE DENKMALPFLEGE GRAUBÜNDEN, 1996: Steinpflästerungen in Graubünden. Chur.
- VSS-Norm SN 640 480, 2006: Pflästerungen – Konzeption, Dimensionierung, Anforderungen, Ausführung. Zürich.
Praxisbeispiele zu Pflästerungen
Ungebundene Pflästerungen
- Die Dorfpflästerung Hospental (UR) wurde ungebunden ausgeführt, da gebundene Pflästerungen in aller Regel nicht die erhoffte Lebensdauer aufweisen.
Pflästerungen aus unbearbeiteten Natursteinen
- Am Septimerpass (Bivio/Bregaglia GR) wurden verschiedene gepflästerte Wegabschnitte aus unbearbeiteten Bruchsteinen mit traditionellen Methoden instand gestellt.
Einbezug privater Flächen in Pflästerungen
- Da der wahrgenommene Strassenraum nicht an der Grenze der Strassenparzelle, sondern an den Hausfassaden endet, wurden bei der Dorfpflästerung Hospental (UR) verschiedene private Vorflächen in das Gesamtprojekt einbezogen.
2. Erhaltung von Schotterungen
Grundsätze der Erhaltung von Schotterungen
Das Vorgehen zur Erhaltung von historischen Schotterungen kann gemäss technischer Vollzugshilfe, Seite 56 f., wie folgt zusammengefasst werden:
Schotterwege benötigen einen permanenten Unterhalt, insbesondere nach starken Regenfällen. Ausgewaschener Schotter ist zu ersetzen und die Entwässerungseinrichtungen sind funktionstüchtig zu halten. Die Unterhaltsarbeiten sind in der Regel einfach, sollten aber von Personen durchgeführt werden, die Erfahrung mit Instandstellungs- oder Erstellungsarbeiten an Schotterwegen haben. Muss zusätzlicher Schotter eingebracht werden, ist er auf das vorhandene Material abzustimmen. Wann immer möglich ist traditioneller Schotter zu verwenden (z. B. Wandkies).
Der Ersatz von Schotter durch Hartbeläge und Recyclingmaterialien ist denkmalpflegerisch, landschaftsgestalterisch und ökologisch problematisch und daher nur in Ausnahmefällen zu rechtfertigen. Zudem sind Schotterstrassen – entgegen der landläufigen Vorstellung – in der langen Frist oftmals kostengünstiger als Hartbeläge (vgl. BUWAL 1995: 49).
Weiterführende Literatur zu Schotterungen
- BUWAL, 1995: Forst- und Güterstrassen: Asphalt oder Kies? Schriftenreihe Umwelt Nr. 247. Bern.
- ASTRA und SCHWEIZER WANDERWEGE, 2012: Ersatzpflicht für Wanderwege. Vollzugshilfe zu Artikel 7 des Bundesgesetzes über Fuss- und Wanderwege (FWG). Vollzugshilfe Langsamverkehr Nr. 11. Bern.
- BAFU, 2006: Richtlinie für die Verwertung mineralischer Bauabfälle. Umwelt-Vollzug Nr. 0631. Bern.
Praxisbeispiele zu Schotterungen
Folgt demnächst.
3. Erhaltung von Wegen im Fels
Grundsätze der Erhaltung von Wegen im Fels
Das Vorgehen zur Erhaltung von historischen Wegen im Fels kann gemäss technischer Vollzugshilfe, Seite 53 f., wie folgt zusammengefasst werden:
Die Massnahmen müssen auf Struktur und Stabilität des jeweiligen Felsgesteins abgestimmt werden. Ist der Fels weich oder brüchig oder besteht er aus Kalkstein, ist eine effiziente Entwässerung und Abtrocknung von besonderer Wichtigkeit. Übermässige Druckbelastungen – zum Beispiel durch Motorfahrzeugverkehr, Pferde oder Holzschleifen – sind zu vermeiden. Alle weiteren Massnahmen sind auf Charakteristiken der zu erhaltenden Felssubstanz abzustimmen.
Praxisbeispiele zu Wegen im Fels
Treppen im Fels
- Die in das anstehende Gestein gehauene Lucktreppe (Beatenberg BE) wurde 2012 instandgestellt, so dass die vormals stark beschädigten Trittstufen wieder gefahrlos begangen werden können.
4. Erhaltung von Lockermaterialoberflächen
Grundsätze der Erhaltung von Lockermaterialoberflächen
Das Vorgehen zur Erhaltung von Lockermaterialoberflächen kann gemäss technischer Vollzugshilfe, Seite 51 f., wie folgt zusammengefasst werden:
Bei Wegoberflächen mit Lockermaterial ist vor allem eine gute Entwässerung sicherzustellen, da Lockermaterial erosionsanfällig ist. Wegabschnitte, die zur Vernässung neigen, können durch verschiedene Massnahmen saniert werden, beispielweise durch Drainagen, Kieseinträge oder kurze Prügelwegabschnitte. Es ist darauf zu achten, dass Lockermaterialoberflächen nicht ohne Not mit Schotter oder Hartbelägen befestigt werden.
Praxisbeispiele zu Lockermaterialoberflächen
Verbesserung der Begehbarkeit von Lockermaterialoberflächen
- Am Tourismusweg Brienzer Rothorn (Brienz BE) wurde die Begehbarkeit verbessert, indem das ursprüngliche Wegprofil wieder hergestellt und Unebenheiten ausgeglichen wurden.