Die IVS-Geländedokumentation im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege

Eine Kooperation des Bundesamtes für Strassen und der Nationalbibliothek

2017–2018 wurden die vorhandenen Originaldokumente des IVS durch die Graphische Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege (EAD) archiviert, erschlossen und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der wertvollste Teil des Archivs besteht in der fotografischen Dokumentation des Zustandes der historischen Verkehrswege während des Bearbeitungszeitraums. Es ist die grösste verfügbare Sammlung von Fotografien von Strassen, Wegen, Kunstbauten und Wegbegleitern der Schweiz. Dank der Überlieferung der Originale und Originalscans ist bei zukünftigen Reproduktionen eine wesentlich bessere Auflösung als bei den Abbildungen in der IVS-Dokumentation möglich. Ausserdem enthält der Bestand Original-Feldaufnahmen zur IVS-Geländekarte in den nicht vollständig dokumentierten Kantonen. Schliesslich finden sich aufschlussreiche Dokumente zur Entstehung der IVS-Methodik. Diese ist für historisch-geographische Arbeiten mit hohem Gegenwartsbezug – wie es das IVS war – nach wie vor anregend, wenn nicht sogar wegweisend.

Von Cornel Doswald (1)

Zwischen November 2017 und dem Sommer 2018 hat die Graphische Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek die vorhandenen Originaldokumente der Erarbeitung des IVS im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege (EAD) archiviert, erschlossen und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Anlass für dieses Unternehmen liegt gut fünf Jahre zurück: Mit der starken Verkleinerung des ViaStoria-Büros Zürich im März 2013 drohte die Auflösung des Teilarchivs der ehemaligen IVS-Regionalgruppen in Zürich, der Nord-, Ost- und Innerschweiz.

IVS Archiv Zuegelkisten
Da diese Unterlagen bei ViaStoria nicht mehr längerfristig gelagert werden konnten, wandte sich der Verfasser an den Fachbereich Historische Verkehrswege des Bundesamts für Strassen (ASTRA) mit dem Vorschlag, gemäss der Vereinbarung des ASTRA mit der Universität Bern vom 19. Dezember 2003 die in Zürich und Bern gelagerten IVS-Materialien zu übernehmen. Noch im März fand eine gemeinsame erste Sichtung der in Zürich gelagerten Bestände statt, die anschliessend triagiert und zu ViaStoria nach Bern verfrachtet wurden.

Das EAD übernimmt die Dokumentation
Der Fachbereichsverantwortliche des ASTRA, Hans Peter Kistler, nahm Verbindung mit der Graphischen Sammlung der Nationalbibliothek auf, um eine Übernahme durch die Graphische Sammlung in das von ihre betreute Eidgenössische Archiv für Denkmalpflege EAD anzubahnen, das zweifellos die geeignetste Archivumgebung für diesen Bestand ist. Am 28. Januar 2014 fand eine erste gemeinsame Besprechung statt, anlässlich der das weitere Vorgehen besprochen wurde. Nach dem Konkurs der ViaStoria AG am 17. März 2014 konnten die für die Aufbewahrung bestimmten Bestände im Umfang von rund 40 Zügelkisten mit Einwilligung des zuständigen Konkursamtes am 20. Mai 2018 provisorisch in einen Archivraum des Bundesamtes für Strassen überführt werden, bis die Modalitäten der Übernahme durch das EAD juristisch und finanziell geklärt waren. Zusätzlich wurden auch Dokumente aus dem Archiv des IVS-Fachdienstleisters des Bundes, insbesondere sämtliche 1532 IVS-Planungsfälle der Jahre 1984 bis 2006, in den Bestand integriert. Weitere Unterlagen, insbesondere Dokumente zur Entwicklung der IVS-Methodik, kamen aufgrund von Recherchen des Verfassers während der Erschliessungsphase hinzu.

Die Umlagerung und Katalogisierung der Bestände begann am 27. November 2017 und dauert bis Ende August 2018. Die Hauptarbeit wurde von den Zivildienstleistenden der Graphischen Sammlung geleistet, denen an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Sie wurden unterstützt und angeleitet durch Mitarbeiterinnen der Graphischen Sammlung, insbesondere ihre Leiterin Doris Amacher und deren Stellvertreterin Kathrin Gurtner. Die fachliche Leitung lag beim Verfasser. Im Schnitt waren zwei Personen beschäftigt. Der Aufwand betrug ungefähr anderthalb Personenjahre. Die Kosten für die Umlagerung und Inventarisierung wurden von der Nationalbibliothek übernommen, jene für die fachliche Leitung vom Bundesamt für Strassen.

Entstehung des Bestandes
Die Entstehung des Bestandes bildet eine wesentliche Voraussetzung für die Art und Weise der Erschliessung: Die IVS-Fachorganisation der Universität Bern (seit 2002 ViaStoria – Zentrum für Verkehrsgeschichte) hat nie ein eigenes Archiv geführt. Eine teilweise geordnete, zentrale Aufbewahrung der Originaldokumente bestand nur für die Schwarzweissnegative und zugehörigen Fotolisten (sogenannte «Fotoblätter») der regionalen Geländebearbeiterinnen und -bearbeiter. Alle übrigen Materialien verblieben in den Regionalbüros oder bei den Bearbeitenden. Diese Materialien wurden zwar teilweise im Zug der Auflösung der verschiedenen IVS-Regionalbüros in Bern und Zürich zusammengezogen, aber nie vollständig erfasst. Deshalb sind nicht nur verarbeitete und in der IVS-Dokumentation publizierte Dokumente nicht vollständig vorhanden, sondern auch unpubliziertes Material aus nicht mitfinanzierenden Kantonen oder die qualitativ oft besseren Originalvorlagen von publizierten Dokumenten.

Die Ablage des Materials wurde nur teilweise durch die jeweils gültige Form der IVS-Dokumentation bestimmt (bis 1996 kartenblattweise gemäss dem Blattschnitt der Landeskarte 1:25'000, ab 1997 nach Kantonen oder Teilen grösserer Kantone) und von den individuellen Arbeitsgewohnheiten der Bearbeitenden geprägt. Grundsätzlich konnte das Material nach vier Prinzipien geordnet werden:

a) nach Produkt (IVS-Dokumentation oder Planungsfall mit allen Unterlagen)

b) nach IVS-Objekt (Strecke, Linienführung, Abschnitt)

c) nach Region (bei flächenhafter Bearbeitung)

d) nach der Arbeitssystematik der Bearbeitenden

Dazwischen gab es auch Mischformen.

Grundsätze der Archivierung und Erschliessung
Ein wichtiger Vorentscheid wurde bereits im März 2013 gefällt: Nach der Triage durch den Verfasser sollten ausschliesslich Originalmaterialien, die durch die Bearbeiterinnen und Bearbeiter des IVS erhoben wurden, in das Archiv übergeführt werden. Dabei handelt es sich naturgemäss um Geländeaufnahmen und mit diesen in Verbindung stehende Unterlagen zur Inventarisierungsmethodik. Auf Kopien und Exzerpte etc. aus historischen Dokumenten oder der Sekundärliteratur, d. h. auf sämtliche Arbeitsunterlagen der historischen Bearbeitung, wurde verzichtet. Ausschlaggebend dafür war, dass diese Dokumente gemäss der persönlichen Arbeitsweise der AutorInnen strukturiert waren, dass sie wiederbeschaffbar sind und dass sie häufig auch bereits in der IVS-Dokumentation verarbeitet und in den IVS-Kantonsbibliografien nachgewiesen worden waren.

Aufgrund der heterogenen Zusammensetzung des Bestandes wurde auch keine Homogenisierung der ursprünglichen Ordnung und Vereinheitlichung der Ablage vorgenommen. Stattdessen erfolgte eine Beschlagwortung nach geopolitischen Daten (Kanton, Gemeinde, Ort, Flur, Strasse, insbesondere Passstrasse mit Eigennamen), Landeskartenblatt, Bearbeitungszeitraum und AutorIn. IVS-Dokumentationen wurden dementsprechend nicht gemäss den enthaltenen Dokumentformen (Beschriebe, Karten, Vermessungsdarstellungen etc.) aufgelöst, sondern geschlossen umgelagert. Aus Zeitgründen respektive wegen der Menge des Materials, vor allem des Fotomaterials, konnte in der Regel keine weitergehende Feinerschliessung durchgeführt werden.

 20090518 Vaud Ormond Dessous Le Sepey FRB 93

Le Sépey - Audon (VD 1657.0.1; Bild: F. Bieri, B&H)

Nur das fotografische Material wurde aus konservatorischen Gründen vom Rest getrennt, mit einer Ausnahme: wenn es in einer IVS-Dokumentation enthalten ist (was nur bei den frühesten Dokumentationen der Fall war), wurde es mit dieser abgelegt. Schwarzweiss-Negativstreifen und zugehörige Fotolisten werden immer zusammen aufbewahrt. Die Diapositive wurden ohnehin seit den Anfängen des IVS durch Beschriftung der Rahmen datiert und lokalisiert und sind dadurch sehr leicht identifizierbar.

Alle Dokumente wurden vollständig in archivtaugliche, säurefreie Aufbewahrungsmittel umgelagert – was bedingte, dass tausende Hängeregistermappen, Bundesordner, Zeigetaschen, Sichtmäppchen, Dia- und Negativtaschen, Büroklammern, Bostitchklammern und dergleichen entfernt werden mussten. Die wenigen ausschliesslich digital vorhandenen Daten wurden auf einem Server der Nationalbibliothek gesichert.

Bestände und Lücken: regional

Mit Ausnahme der Kantone Waadt und Genf sind Geländedokumente aus allen Kantonen vorhanden. Nicht alle liegen allerdings im EAD: Die nach IVS-Objekten geordneten, ziemlich vollständigen Geländeaufnahmen der Kantone Luzern und Graubünden wurden bei der Auflösung des Zürcher Archivs den betreffenden Fachstellen übergeben; in Luzern ist dies die Kantonsarchäologie, in Graubünden das Staatsarchiv. Die Geländedokumente des Kantons Tessin sind dem Ufficio dei Monumenti Storici als zuständiger Stelle durch den letzten IVS-Bearbeiter, Massimo Colombo, überlassen worden; einige zusätzliche Dokumente befinden sich im EAD. Die Walliser Dokumente befinden sich zur Zeit noch in der Obhut des kantonalen IVS-Experten, Sandro Benedetti (Bureau d'Etudes Impact SA, Sion), der sie der zuständigen Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie übergeben wird.

Die Flächenabdeckung der Dokumente ist ohne systematische Feinerschliessung nicht leicht abzuschätzen. Soweit aber ersichtlich ist, sind IVS-Dokumentationen und originale Geländeaufnahmen aus allen erfassten Kantonen überliefert, insbesondere die sehr zahlreichen Fotografien. Darunter befindet sich auch viel unveröffentlichtes Material, namentlich für die Kantone, die keine vollständige IVS-Dokumentation mitfinanziert haben (2). In diesen Kantonen wurden sogenannte «Kurzbeschriebe» verfasst, die bei der ViaStoria AG digital erfasst und von der ViaStoria Stiftung archiviert wurden. Sie standen für die Inventarisierung nicht zur Verfügung.

Bestände und Lücken: sachlich

Das Fotomaterial der Jahre 1982 bis 2003, das auch Vorarbeiten für das IVS umfasst, scheint im skizzierten regionalen Rahmen ziemlich vollständig überliefert worden zu sein. Dies betrifft vor allem die Schwarzweiss-Negative, die bis in die späten 1990er-Jahre das Standard-Fotomaterial bildeten. Es sind aber auch zunehmend zahlreichere Farbdiapositive vorhanden, die zunächst vor allem für Präsentationszwecke, in den letzten Jahren bis 2003 aber sogar ausschliesslich angefertigt wurden. Digitale Fotografien wurden für das IVS bis 2003 nicht erstellt. Hingegen sind sämtliche Fotografien, die im IVS veröffentlicht worden sind, auch in digitalisierter Form vorhanden, und zwar in wesentlich höherer Auflösung als in den publizierten IVS-Objektblättern (nämlich im heute mit professioneller Bildbearbeitungssoftware noch lesbaren Kodak Photo-CD-Format).

Die Original-Feldaufnahmen, das heisst die Manuskript-Feldkarten, die Feldbücher und die Krokis der Jahre 1982 bis 2003, liegen dagegen in den meisten Kantonen nur lückenhaft vor. Immerhin ergänzen sich die Feldkarten und Feldbücher gut, da sie von denselben Autorinnen und Autoren überliefert sind. Während die Inhalte der Feldkarten in der üblichen generalisierten Form in die publizierte IVS-Geländekarte eingearbeitet worden sind, enthalten Feldbücher und Krokis dazugehörige Informationen, die in den nicht mitfinanzierenden Kantonen nicht publiziert worden sind. Zahlreiche Krokis sind noch im Originalformat erhalten, während sie in der IVS-Dokumentation nur unmassstäblich oder stark verkleinert publiziert werden konnten. Ausserdem existieren auch noch die sehr detailreichen Vermessungspläne, die von verschiedenen substanzreichen Objekten aufgenommen wurden, aber wegen ihrer Grösse gar nicht ins IVS übernommen werden konnten.

Der Bestand enthält auch eine vollständige IVS-Dokumentation für alle Kantone, Stand Ende 2003, wie sie für die Abgabe an das ASTRA ausgedruckt worden ist. Abgeschlossene IVS-Teildokumentationen für einzelne Kantone, Landeskartenblätter und kleinere Gebiete sind dagegen nur selektiv übernommen worden. Es wurde darauf geachtet, dass sie vor allem unpublizierte Geländedokumentationen enthalten. Ausserdem dokumentieren sie exemplarisch die Entwicklung der Standards der IVS-Dokumentationen seit den Anfängen, da auch noch früheste Belege aus den Jahren seit 1982 vorhanden sind.

Erhalt einer wertvollen Kulturlandschaft im Calancatal: der historischer Verkehrsweg von Calvario nach Pro de Leura. (Foto: Orio Guscetti, Selma)

Die Entwicklung der IVS-Methodik, die damit in engem Zusammenhang steht, ist durch einige in den Regionalgruppen und bei einzelnen Mitarbeitenden aufbewahrte Aktenkonvolute für die Jahre 1982 bis 1992 sehr gut, wenn auch nicht lückenlos abgedeckt. Diese Zeitspanne deckt sich mit der Laufzeit des ersten Vertrags zwischen dem Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft und der Universität Bern, und zugleich mit der Zeit, in der die IVS-Methodik entwickelt und im IVS-Methodikhandbuch konsolidiert wurde. Nachdem in den 1990er-Jahren die interne Kommunikation und Dokumentenablage zunehmend digital ausgeführt wurde, sind die laufende Präzisierung der Methodik und die zunehmend wichtiger werdende Sicherung der methodischen Qualität der Dokumentationen unter dem zweiten Vertrag dagegen nicht mehr dokumentiert, da das abgelieferte Material keine Serverdokumente umfasst. Dies betrifft vor allem die Anwendung und Nachführung des 1992 abgeschlossenen Methodikhandbuchs durch die Fachleitung und die interne Schulung und fachliche Begleitung der Mitarbeitenden. Auch die Beschlüsse und methodischen Vorgaben der Begleitenden Arbeitsgruppe IVS des Bundes (BAG) sind im vorliegenden Bestand nicht dokumentiert.

Die IVS-Planungsfälle, das heisst die Begleitung von laufenden Planungen und Projekten, die während der Erstellung des IVS bearbeitet wurden, sind vollständig erhalten und durch eine eigene Katalogdatenbank gut erschlossen. Dazu kommen auch verschiedene grössere Umsetzungsprojekte, die gesondert abgelegt wurden (etwa in Verbindung mit dem Jakobswegprojekt, dem Stockalperweg, dem Septimerpass oder dem BLN-Gebiet Aargauer Tafeljura, dem späteren Jurapark Aargau). Sie sind inhaltlich heterogen, enthalten aber zahlreiche ergänzende Materialien.

Der Wert des Bestandes
Der wertvollste Teil des Archivs besteht in der grossen fotografischen Dokumentation des Zustandes der historischen Verkehrswege während des Bearbeitungszeitraums. Sowohl die in der IVS-Dokumentation enthaltenen als auch zahlreiche mittlerweile zerstörte Objekte sind dokumentiert. Ausserdem bestehen beispielhafte Dia-Serien, die zu didaktischen Zwecken zusammengestellt wurden. Dank der Überlieferung der Originale und Originalscans ist bei zukünftigen Reproduktionen eine wesentlich bessere Auflösung als bei den Abbildungen in der IVS-Dokumentation möglich, da Dokumentgrösse und Speicherplatz heute fast keine Rolle mehr spielen.

Bild Archiv Screenshot 540 D
In guter Gesellschaft: Der systematische Ort der IVS-Geländedokumentation in den Helvetic Archives.

Insgesamt handelt es sich hier um die grösste verfügbare Sammlung von Fotografien von Strassen, Wegen, Kunstbauten und Wegbegleitern der Schweiz, die teilweise auch thematisch aufbereitete Teilsammlungen enthält (für Historische Verkehrswege generell, Kunststrassen im speziellen, verwandte Themen, Fotodokumentation Sustenpassstrasse von Walter Zschokke). Als Zustandsdokumentation im Zeitschnitt 1982 bis 2003 ist sie auch ein Dokument des Landschaftswandels, da viele Aufnahmen auch die Situation der Objekte einbeziehen.

Ausserdem enthält der Bestand originale Feldaufnahmen zur IVS-Geländekarte in den nicht vollständig dokumentierten Kantonen, die in der Regel als Text- und Bilddokumente detailreicher sind als die stark generalisierte Geländekartendarstellung. In den ältesten Bearbeitungsgebieten bestehen sogar Geländedokumentationen, die einen früheren Zustand beschreiben als die veröffentlichte IVS-Dokumentation des Gebiets, und die oft mehr Details enthalten als diese. Zudem enthält der Bestand Legenden und Schemata, die für die Erschliessung älterer, im EAD und anderswo noch vorhandener Geländedokumentationen unentbehrlich sind.

Schliesslich finden sich aufschlussreiche Dokumente zur Entstehung der IVS-Methodik. Diese ist für historisch-geographische Arbeiten mit hohem Gegenwartsbezug – wie es das IVS war – nach wie vor anregend, wenn nicht sogar wegweisend. Dies gerade auch, weil die inhärenten Schwierigkeiten aufscheinen, die damit verbunden sind, den historischen (diachronen) und den geographischen (synchronen) Zugang zur selben Realität zusammenzuführen und diese auf eine praktische Anwendung zu beziehen. Es zeigt sich auch, dass die IVS-Fachorganisation bis zum Abschluss des Methodikhandbuchs 1992 in einer Art methodologischem Provisorium operierte, bis die endgültige Form der IVS-Dokumentation gefunden war, die dann während der zweiten Hälfte der Auftragsdauer realisiert wurde. In diesem Prozess fand man von der parallelen, aber inhaltlich anfangs weitgehend getrennten Bearbeitung der Geschichts- und Geländebefunde zur integralen IVS-Dokumentation mit der heute vorliegenden Verbindung von Informationen zu Geschichte, Erscheinungsbild und inhärentem Wert der IVS-Objekte. Dabei wird auch deutlich, dass ein hohes Bewusstsein für die latente Gefährdung dieser Objekte im Landschaftswandel eine treibende Kraft war, die geradezu einen Umsetzungsdruck auf die Mitarbeitenden erzeugte.

(1) Cornel Doswald
Historiker und Archäologe, selbständiger Experte für historische Verkehrswege und Kulturwege, ehem. Mitglied der Fachleitung des IVS sowie Leiter Fachsupport und langjähriger Leiter der Abteilung Beratung von ViaStoria.

(2) Mitfinanzierende Kantone waren AG, BE, BL, GE, OW, SG, SO, VS, ZG, ZH. VS liess eine Dokumentation der Objekte von nationaler und regionaler Bedeutung erstellen, SG eine Dokumentation der Objekte von nationaler Bedeutung sowie aller Objekte mit viel Substanz. Die restlichen mitfinanzierenden Kantone liessen vollständige Dokumentationen aller Objekte von nationaler, regionaler und lokaler Bedeutung erarbeiten. In BE, BL und SO erfolgte dies erst nach dem Abschluss des Bundesinventars 2003.